Das "Fähnlein zu Bleystein"

Die Geschichte des heutigen „Fähnlein zu Bleystein“ begann im Jahre 2005. Die Feierlichkeiten anlässlich des 675. Jahrestages der Stadterhebung Pleysteins standen im nächsten Jahr bevor. Alle Vereine wurden natürlich auf ihre Teilnahme und Mitwirkung angesprochen. Es galt nämlich, dieses Ereignis mit einem großen Festzug und historischem Markttreiben gebührend zu gestalten. Von wem genau ursprünglich die Idee her stammte, der Schützenverein sollte eine historische Gruppe gestalten, ist nicht mehr ganz klar. Klar aber ist, diese Idee fiel auf fruchtbaren Boden.

 

Im Jahre 1516 wurde das Schützenwesen in der Stadt Pleystein erstmals urkundlich belegt erwähnt. Aus der Geschichtsschreibung waren Begriffe wie „Stadtwache“, „Fähnlein“ und „Bürgermilitär“ bekannt. Im Staatsarchiv Amberg befindet sich ein Schießregister des „Fähnlein Pleystein-Tännesberg“ aus dem Jahre 1612. Also fiel nach einiger Beratung der Beschluss: Wir wollen ein „Fähnlein“ gründen! Es sollte eine Gruppe sein, die den Verein und auch die Stadt bei öffentlichen Veranstaltungen nach außen  hin repräsentieren konnte.

 

Aber die Zeit drängte, es verblieb nur mehr ein Jahr, dann musste alles fertig sein.

 

Es galt in Kürze eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen und deren Verwirklichung voran zu treiben. Für den in diesem Jahr neu gewählten 1. Schützenmeister tat sich ein weites

 

Betätigungsfeld auf. Die Fragen häuften sich: Wer beteiligt sich, welche Bewaffnung wird gewählt, wie sieht die Bekleidung aus? Werden auch die Frauen beteiligt, z.B. Marktenderinnen? Wie soll die Fahne gestaltet werden? Und noch vieles mehr. All dies wurde ausführlich gesprochen, heiß diskutiert und letztendlich entsprechende Beschlüsse gefasst.

 

Von der Stadtwache der Bürger des 16. Jh., die in der Regel ihre gewöhnliche Alltagskleidung trugen, über Angehörige der Fähnlein des 17. Jh. In der typischen Landsknechtskleidung bis

 

zur militärischen Uniform der Bürgerwehr des 19Jh. spannte sich ein weiter Bogen. Aus diesem breiten Angebot eine konsensfähige Entscheidung zu treffen erschien nahezu unmöglich. Hier ist es nun an der Zeit Herrn Schneidermeister Erich Pflaum aus Pleystein unseren großen Dank abzustatten. Als er von dem leidigen Problem erfuhr, war er sofort mit Rat und Tat zur Hilfe bereit. In gekonnte Manier entwarf er mit einigen Zeichnungen Vorschläge für eine zeitlos historisierende Montur, die mehrheitlich mit großer Freude angenommen wurde. Herr Pflaum tat noch ein Übriges; er nahm von jedem Teilnehmer die Körpermaße und fertigte einen Schnittbogen an. Jedes Fähnlein Mitglied trägt also ein Unikat nach Maßanfertigung! Die Kosten für den Stoff wurden vom Verein getragen, um die Herstellung kümmerte sich jeder selbst. Die zur Montur sehr gut passenden Knöpfe wurden von der Firma Degelmann dankenswerter Weise als Spende zur Verfügung gestellt.

 

 

 

Bei der Auswahl der Bewaffnung musste ein Kompromiss gefunden werden zwischen den Hakenbüchsen und Musketen mit Luntenzündung des 16./17. Jh., den Waffen mit Steinschlosszündung des 18./19. Jh. und den im ersten Viertel des 19.Jh. aufgekommenen

 

Gewehren mit Perkussionszündung. Aus Gründen der Handhabungssicherheit und unter Berücksichtigung der heute geltenden Waffengesetze fiel die Wahl auf Vorderlader mit Perkussionszündung. Einschüssige Waffen dieser Art sind erlaubnisfrei zu erwerben und zu besitzen sofern das Modell vor dem Jahre 1871 entwickelt worden ist. Doch mit dem bloßen Kauf einer entsprechenden Waffe ist das Problem noch nicht gelöst. Deshalb hier folgendes nur in Kurzform:

 

Jeder Schütze muss einen Lehrgang mit anschließender Prüfung zum Schießen mit Vorderladerwaffen absolvieren. Danach ist beim Landratsamt ein Antrag zu stellen in dem ein Bedürfnis für den Erwerb von und Umgang mit Schwarzpulver glaubhaft dargelegt wird. Für die Gruppe muss eine Sondererlaubnis beantragt werden, dass sie in der Öffentlichkeit Waffen mit sich führen kann und unter bestimmten Umständen „draußen“ Salut schießen darf.  

 

Für die Standarte des Fähnleins wurde uns die Verwendung des Stadtwappens mit den unterlegten Farben der Stadtfahne gestattet.

 

Die Frauen durften in dem Bild der historischen Gruppe natürlich nicht fehlen. Schneidermeister Pflaum kam auch hier zur Hilfe und entwarf ein sehr gut zur Montur der Männer passendes Muster für ein Gewand.

 

Für das Fähnlein wurde eine Soll-Aufmarsch-stärke von 12 Mann vereinbart (Kommandant, Fahnenträger, Trommler, 6 Schützen, 3 Helle-barden oder Spieße), die Frauen und Kinder beteiligten sich ohne festgelegte Teilnehmer-zahl.

 

Nach viel Mühe, Arbeitseinsatz und persönlichem Engagement aller Beteiligten konnten wir uns schließlich im August 2006 der Öffentlichkeit mit der Verlesung der Proklamation vorstellen.

 

Seit dem hatten wir bei vielen „Einsätzen“ die Gelegenheit die Stadt und unseren Verein nach außen repräsentativ darzustellen. Unser Auftreten wurde stets von allen Zuschauern mit großer Anerkennung bedacht.